Mein Interesse an der Altersarbeit wurde bereits in meiner Kindheit geprägt, nämlich von meiner innig geliebten Tante Lena. Sie hatte ein gelähmtes Bein. Ich war ungefähr 4 Jahre alt, als Tante Lena in unsere Familie kam, um auszuhelfen und auf uns Kinder aufzupassen.
Wenn ich keine Suppe essen mochte, hat sie Tante Lena für mich fertig ausgelöffelt. Denn ohne einen leeren Suppenteller gab es kein weiteres Essen mehr. Wie beim Suppen Kaspar aus dem Buch Struwwelpeter, der gemäss seinem Autor Heinrich Hoffmann, bereits nach dem fünften Tag ohne Essen tot war. Deshalb war Tante Lena meine Heldin.
Auch zaubern konnte sie. Denn wer sonst konnte schon seine Zähne aus dem Mund nehmen? Und sie aber auch wieder dorthin zurücktun, ohne dass sie herausfielen? Immer wieder musste mir Tante Lena diese Kunst vorführen. Ich war begeistert.
Später wohnte Tante Lena in einem Altersheim. Dorthin radelte ich so oft als möglich mit dem Velo. Das war nämlich die weiteste Strecke, die ich mit elterlicher Erlaubnis selbständig unter die Räder nehmen durfte. Zusammen haben wir Kuchen gegessen, Tante Lena freute sich über meinen Besuch, ich über den Kuchen. Beide waren wir sehr zufrieden und happy. Diese harmonische Stimmung hat mich seither nie mehr losgelassen und in mir den Wunsch geweckt, mich um alte Menschen zu kümmern.